Zwei Fragen werden sehr häufig gestellt: Was machst Du eigentlich genau beim Meditieren, was passiert da? Darauf folgt häufig direkt im Anschluss: Und warum meditierst Du (überhaupt)? Auf den ersten Blick sind beide Fragen sehr einfach zu beantworten: Ich sitze in Stille und bin “präsent”. Und: Das Meditieren bringt innere Freude und Frieden. Auf den zweiten Blick sind die Möglichkeiten zu antworten unendlich vielfältig und komplex. Es gibt verschieden Phasen der Meditation und auch verschieden tiefe Meditationen. Darüber hinaus erlebt jeder Mensch aufgrund seiner Konditionierung und seiner vorhandenen Gedanken- und Gefühlswelt Unterschiedliches. Es scheint, als gäbe es nicht wirklich eine einzige Antwort und schon gar nicht eine einfache.
Mit dem hier vorliegenden Artikel startet eine Artikelreihe, die sich nach und nach den verschiedenen Phasen der Meditation widmet. Auch die Frage nach dem “Warum” wird im Laufe der Artikelreihe beantwortet werden.
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Nähern wir uns einmal der ersten Frage: Was macht man beim Meditieren? Was passiert da?
Sieht man von außen auf einen offensichtlich meditierenden Menschen, sehen wir eine still sitzende Person, die mit nichts Speziellem beschäftigt scheint. Häufig sind dabei die Augen (leicht) geschlossen oder auf etwas fokussiert. Von außen betrachtet, passiert offensichtlich – nichts. Könnten wir in das Innere dieses Menschen blicken, würden wir eine hellwache, hochkonzentrierte und doch gleichzeitig entspannte Person antreffen, deren Wahrnehmung extrem geschärft ist. Nur was nimmt diese Person wahr?
In der ersten Phase der Meditation sucht man den richtigen Sitz, konzentriert sich auf die Körper- und Sinneswahrnehmung und versucht sich mehr und mehr zu entspannen und ruhig zu werden.
Da wir im Alltag zumeist dabei sind, etwas zu erledigen bzw. “zu tun”, sind wir mit Körper und Geist in Bewegung. Wie bei jedem Körper oder Objekt – da ist ganz gewöhnliche Physik im Spiel – beruhigt sich die “Bewegungsenergie” erst nach einer Weile. Wenn wir im Auto aufs Bremspedal treten, wird unser Körper nach Vorne gedrückt. Er ist noch etwas länger in Bewegung als das Auto. Gleiches passiert zu Beginn der Meditation: Wir treten auf die Bremse, versuchen still zu werden und unser Puls, unser Atem und unsere Gedanken bewegen sich noch eine Zeitlang “schneller” weiter.
Wenn wir uns zur Meditation hinsetzen, erfahren wir dieses “Schneller” als körperliche Unruhe und als ein ständiges Vorwärtsdrängen oder auch Kreisen der Gedanken. Andere Menschen wiederum setzen sich zum Meditieren hin und werden von einer großen Müdigkeit übermannt. Sie treiben ihren Körper und ihren Geist ständig weiter und gönnen sich in ihrem Alltag kaum Verschnauf- oder Ruhepausen. Wenn sie sich dann plötzlich in einem stillen Moment befinden, wird die Erschöpfung übermächtig: Sie haben “kein Benzin mehr”.
Viele Menschen empfinden diese körperliche und mentale Unruhe bzw. Müdigkeit als so unangenehm, dass sie bereits zu diesem Zeitpunkt die Meditation wieder einstellen mit dem Hinweis “Meditation ist nichts für mich.” Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, ist, dass sie eigentlich damit sagen: “Mich selbst zu ertragen, ist nichts für mich.” Denn das, was man spürt, wenn man sich hinsetzt, ist nichts anderes als der gegenwärtige Zustand vom eigenen Körper und Bewusstsein. Das ist manchmal schwer zu ertragen. Doch ist es wirklich die Lösung, sich dann lieber nicht damit zu beschäftigen? Zurückzufliehen in Aktivitäten und Gedanken? Und dieses “Nervenbündel” – uns selbst – dann auf das eigene Leben und die Menschen darin loszulassen?
Natürlich sind diese Fragen rhetorisch.
Denn jeder von uns würde sich, wenn er die Wahl hätte, dafür entscheiden, ruhig, klar, wach und ausgeglichen durchs Leben zu gehen, anstatt unruhig, unbewusst und unausgeglichen.
Das Schöne ist:
Wir haben die Wahl!
Wir müssen uns das nur bewusst machen. Wir können uns entscheiden, sitzen zu bleiben – trotz der Unruhe, trotz der Müdigkeit, die wir fühlen. Wir können uns dafür entscheiden, uns einzulassen auf uns selbst und auf diesen – zugegebenermaßen, manchmal sich unangenehmen anfühlenden – Moment.
Wenn wir das tun, wenn wir uns bewusst und freiwillig dafür entscheiden, uns selbst, unseren Körper, unsere Gedanken und unsere Emotionen genau in diesem Augenblick zu ertragen und sitzen zu bleiben, haben wir den ersten Schritt in das Erlebnis Meditation hinein getan.
(Fortsetzung folgt.)
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What happens in meditation (I) ?
Two questions are often asked: What do you do when you meditate, what exactly happens? Often followed by: And why do you meditate (at all) ? At first glance, both of these questions are easy to answer: I am sitting in silence and stay “present”. And: Meditating brings inner joy and peace. At second glance, the possibilities to respond are endless and complex. There are different stages of meditation and also differently deep meditations. In addition, each person experiences due to his conditioning and his present thoughts and feelings different things. It seems like there is not really a single answer and certainly not a simple one.
With this article starts a series of articles talking about different stages of meditation. Also the question of “why” will be answered during the series of articles.
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Let us approach the first question: What do you do in meditation ? What happens there ?
When we watch an obviously meditating person, we see someone sitting quietly, who seems preoccupied with nothing special. Frequently, the eyes are (slightly) closed or focused on something. From the outside obviously happens – nothing. Could we look into the inside of this person, we would see a wide-awake, highly concentrated and at the same time relaxed person who’s perception is extremely sharpened. Just – what does this person perceive?
In the first phase of meditation you are looking for a proper sitting position, focusing on the body and sensory perception and trying more and more to relax and to be calm.
Since in daily life we mostly are occupied doing something our bodies and minds are in constant motion. As with any body or object – there is quite a common physics in the game – the ” kinetic energy ” needs some time to come to a rest. When we step on the brake pedal in a car, our body is pushed forward. It is a little longer in motion than the car. The same happens at the beginning of meditation. We step on the brakes, trying to be quiet and our pulse, our breath and our thoughts move for a while “faster” on.
When we sit down to meditate, we experience this “faster” as physical restlessness and as a constant forward stream or circle of thoughts. Other people turn to sit down to meditate and are overwhelmed by a great tiredness. They urge their bodies and their minds constantly and give themselves in their daily lives hardly a breather or sit-down breaks. When they suddenly find themselves in a silent moment, the fatigue is overwhelming: they ran “out of gas”.
Many people find this physical and mental restlessness or fatigue so unpleasant, so they already stop meditation this early with the note “Meditation is not for me.” What they do not know is that they actually say: “Endure myself is not for me.” Because what you feel when you sit down is nothing more than the current state of your body and mind. This is sometimes hard to bear. But is it really the solution, to prefer not to deal with it? To flee back in activities and thoughts? And then let loose this “bundle of nerves” – ourselves – into one’s own life and the people in it?
Of course, these questions are rhetorical.
Each one of us, if she/he would have the choice , would choose to go through life calm, clear, balanced and awake rather than restless, unconscious and unbalanced.
The beauty is :
We do have the choice!
We just have to become conscious about it. We can choose to sit – in spite of the restlessness, despite the fatigue that we feel. We can choose to get into ourselves and into the very – admittedly sometimes unpleasant felt – moment.
If we do so, when we consciously and deliberately choose to bear ourselves, our bodies, our thoughts and our emotions in the very moment and when we choose to remain sitting, we have taken the first step into meditation experience.
(To be continued.)
Deinen Artikel zu “was ist Meditation” finde ich sehr gut! Darin sind auch Antworten auf Fragen, die ich bislang hatte.
Danke dir dafür!