Leben mit dem Unausweichlichen I Living with the inevitable

english version

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“Das Unausweichliche ist das Leben selbst”

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Das Leben meditativ begreifen.
Das Wesen des Lebens

Wenn wir uns mit dem Unausweichlichen im Leben beschäftigen, gelangen wir schnell an die Fundamente dessen, was das Leben selbst bewegt. Ohne es konkret fassen zu können, spüren wir, dass unser Leben in etwas Größeres eingebunden ist: einen größeren Geist, ein größeres Bewusstsein. Dieses große Ganze, dem unser Leben zugehörig ist, hat etwas von einem lebenden Organismus, etwas Organischem. Es wächst und drängt in die Entfaltung wie Äste und Blätter eines Baumes.

Diese dem Leben ganz eigene Lebendigkeit zeigt sich im persönlichen Erleben als Zufälle, Wiederholungen, Synchronizitäten aber auch als Konflikte und Krisen, Krankheiten und Unfälle. Das “Schicksal” führt auch zu Trennungen, Verlust und Tod.

Das Unausweichliche erkennen und urteilsfrei annehmen

Wenn wir uns in einer für uns unangenehmen Situation wiederfinden, tun wir gut daran, innezuhalten und uns das, was da in unser Leben tritt und es uns “schwer” macht, genauer anzusehen. Die Situationen, die wir als unangenehm erleben, weisen uns indirekt häufig darauf hin, dass wir etwas ausweichen. Einem genauen Hinsehen, einer Entscheidung, einer Erkenntnis, manchmal auch einfach nur der Bereitschaft, dem Geschehen zuzustimmen.

Was wir als Unausweichlich spüren, erleben wir häufig als negativ. Doch auch Positives kann unausweichlich sein.

Unser Verstand versucht die Dinge einzuordnen und Ihnen einen Platz im Erleben zuzuweisen, in dem Irrglauben, so die Kontrolle über die Vorgänge des Lebens zu behalten. Das Leben bleibt jedoch unkontrollierbar. Es setzt sich immer wieder durch – in seiner ganz eigenen Art und Logik sowie Härte und Schönheit. Schicksalsschläge können die Vorboten von segensreichen Lebensentwicklung sein, wie uns die Geschichte des Bauernsohnes lehrt, dessen Beinbruch dazu führt, dass er dem Kriegsdienst und dem sicheren Tod entkommt. Genauso wie das von uns so ersehnte “Glück” in seiner Flüchtigkeit auf den nächsten Sturm zusteuern kann.

Die Wahl der eigenen Größe

Es zeigt sich, dass- wenn wir unseren Bezugsrahmen weiten, flexibel werden in unserem Urteil und uns bereit erklären unsere Perspektive zu wechseln – Erstens nicht alles genauso Unausweichlich ist, wie es scheint, und dass Zweitens in dieser “gefühlten Wand”, die nun vor uns steht, eine Entscheidung von uns gefordert ist. Diese Entscheidung ist nicht immer leicht zu treffen, denn es geht nicht unbedingt um eine Aktion, die im Außen stattfindet.

Es KANN sein, dass wir die Entscheidung treffen müssen, einen bestimmten Schritt zu gehen, jemanden aus unserem Leben freizugeben oder auf jemanden oder etwas (endlich) zuzugehen. Ein Schritt, der Mut und Größe erfordert. Manchmal geht es auch darum, einer besonderen Qualität im Leben Platz zu machen, die z.B. den Oberbegriff “Veränderung” oder “Loslassen” trägt. Wenn man das ganz praktisch ansieht, wird dann der Verlust des Arbeitsplatzes zur Aufgabe, berufliche Veränderung und Neuorientierung zuzulassen und die ständigen Strafzettel zur Entscheidung, das Auto zu verkaufen.

Es kann jedoch GENAUSO sein, dass Dinge in unserem Leben auftreten, die uns keine Wahl lassen – zumindest keine aus dem Verstand geborene. Sie lassen uns nur die Wahl, diese anzuerkennen und dem sogenannten “Schicksal” zuzustimmen. Diese Zustimmung, dieses Einverstanden sein, mit dem, was sich zeigt, erfordert eine ganz eigene innere Größe und bringt uns spürbar in Kontakt mit unserer inneren, tiefen Wahrheit. Dort wo sich das Leben und das eigene Sein verbinden, bleibt nur das ANERKENNEN, DESSEN, WAS IST.

Den eigenen Widerstand erkennen

Die Umgangsstrategien, die der agile Verstand und das ängstliche Kind in uns wählen, sind häufig unsere instinktive, erste Reaktion. Der Widerstand, den wir gegen das Unausweichliche entwickeln, zeigt sich je nach Temperament unterschiedlich. Tendenziell gibt es die Vermeider und die Erzwinger. Die Ersteren vermeiden den klaren Blick auf das Unausweichliche, in dem sie z.B. vor der Situation wegrennen, darüber hinweggehen oder vor sich her schieben. Auch Depression, Lethargie oder Gefühle des Schmerzes, Kummers und der Traurigkeit gehören in diese Kategorie. Die Erzwinger hingegen wählen eher den Weg der Unzufriedenheit, des Meckerns, Grübelns und Streitens, um das Unausweichliche versuchen zu (ver-) biegen. Beide, der Vermeider und der Erzwinger, erleben eine große innere Unruhe.

Den friedlichen Weg wählen

In der Unruhe können wir keine friedliche Lösung sehen und auch nicht der Situation als solcher zustimmen. Um in Frieden zu kommen mit dem, was unausweichlich auf unserem Weg liegt, müssen wir zuerst einmal den Kontakt dazu wirklich zulassen. Die Einsicht, dass die Situation, so wie sie sich zeigt, nun einmal gerade da ist, ist ja ein Fakt. Dieses Akzeptieren hilft häufig auch, um in eine erste Entspannung zu kommen. Mit der Frage ‘Wie mache ich es mir leichter?’ kann man dann den Fokus vom Widerstand lösen und das Bewusstsein (wieder) weit machen für eine ganzheitliche Erfahrung aller Eindrücke und Lebensumstände.

Wir geben nicht nur der Situation sondern dem ganzen Leben Raum. Wir blicken sozusagen durch einen größeren Rahmen oder lassen den Rahmen komplett weg. Zumeist ist nicht alles im Leben blockiert, sondern nur ein Teil davon. Die Sonne scheint vielleicht trotzdem und sorgt für ein angenehmes Gefühl auf der Haut, die Schlange beim Einkaufen war diesmal vielleicht ganz kurz und das Essen auch ganz lecker. Häufig übersehen wir, dass die in diesem Moment für uns unbedeutenden Dinge sehr wohl gut “funktionieren” und nur unsere Wahrnehmung es ist, die mit einem Teil unseres Lebens gerade nicht im Fluß ist.

Mit dem Leben gehen

Haben wir erst einmal Kontakt zu der für uns unausweichlichen Situation bekommen, hilft sich innerlich davor zu verbeugen. So erkennen wir den Moment, wie er sich zeigt, an und erklären uns einverstanden, diesen zu erleben. Dadurch entsteht ein absichtsloser Raum, in dem sich unser (Bewusst-) Sein entspannen kann und in dem Lösungen aufscheinen können, ohne dass wir sie aktiv herbei zwingen.

Aus dieser Sichtweise heraus können wir das Leben (wieder) schätzen, lassen Urteile darüber los und erleben Unausweichliches als Wachstumsmöglichkeit. Wenn wir die Dinge und das Leben auf ihre ganz eigene Art “sein lassen”, folgen wir dem Fluß des Lebens und erkennen uns als Teil einer größeren Kraft. Wir gehen MIT dem Leben anstatt dagegen an und öffnen uns für die Ganzheit unserer Lebenserfahrung. Dann ist jede Erfahrung gleichwertig – wertvoll als ein Moment unseres Lebens. Und dieser Moment mag uns schön oder schwer vorkommen. Er ist immer kostbar als untrennbarer Teil von unserem Leben.

Wir können das Leben nur im Ganzen annehmen, vollständig und mit jeder einzelnen Erfahrung, die wir darin machen. Das Unausweichliche ist das Leben selbst. Und als letzte und einzige Unausweichlichkeit bleibt dann, dieses unser Leben vollständig zu leben – in alll seiner Vielschichtigkeit und Fülle.

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 Dieser Artikel enstand als Rückblick zum Seminar “Leben mit dem Unausweichlichen”, das im Rahmen
der Berliner Seminarreihe “Bewusstseinstraining” stattfand.  Eine kontinuierliche  Unterstützung bietet die Berliner Entwicklungsgruppe.

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“Es war wirklich schön. Vielen Dank! Ich fühle mich ganz beschenkt.”
(A., Berlin. Teilnehmerstimme zum Seminar Leben mit dem Unausweichlichen.)

Meditation und Bewusstheit im Alltag.

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Living with the inevitable


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“The inevitable is life itself”

To realize life meditating.
The essence of life

When we deal with the inevitable in life, we soon arrive at the foundations of what moves life itself. Without realizing it concretely, we feel that our life is involved in something bigger: a greater mind, a greater awareness. This whole “something, which our life belongs to, has something of a living organism. It’s organic. It grows and earches in unfolding like branches and leaves of a tree.

This very own vitality of life is reflected in personal experience as coincidences, repetitions, synchronicities as well as conflicts, crises, illnesses and accidents. The “fate” also leads to separation, loss and death.

Recognize the inevitable and accept without judgment

If we find ourselves in an uncomfortable situation, we would do well to pause and have a closer look on what ‘s going on in our lives and seems “difficult”. The situations that we experience as unpleasant, often indirectly point out to us that we avoid something. A closer examination, a decision, an insight, sometimes simply the willingness to approve the action.

What we feel as inevitably, we often experience as negative. But even positive things may be inevitable.

Our mind tries to classify things and to give them a fixed place in the experience, trying out of a misbelieve that it is possible to keep control of the processes of life. Life remains uncontrollable. Life asserts itself – in its very own nature and logic and as well in it’s severity and beauty. Fatalities may be the harbinger of blissfull life development, as teaches us the story of the farmer’s son, whose broken leg means that he escapes the military service and certain death. Just like the so longed for “luck” in its volatility may be heading for the next storm.

The choice of one’s own magnitude

It turns out that – if we expand our frame of reference, are flexible in our judgment and are willing to change our perspective – first, everything is not as Inevitably as it seems, and secondly  the”wall” we feel now before is us requires a decision of us. This decision is not always easy to make, because it is not necessarily about an action that takes place on the outside.

It CAN be that we have to make the decision to take a particular step, to release someone from our lives or (finally) reach out to someone or something. This step requires courage and magnitude. Sometimes it is more about to make a special quality place in life, like “reformation” or “letting go”. Practically , the loss of a job then is a task to allow career changes and reorientation, and on the other side the constant parking violation tickets lead to the decision to sell the car.

BUT It may be that things occur in our lives that leave us with no choice – born at least not from the mind. They leave us no choice but to recognize them and accept the so-called “destiny”. To consent with that what is requires a very own inner magnitude and brings us in touch with our inner, deep truth. Where life and one’s own being connect only ACKNOWLEDGING OF WHAT IS remains .

Recognize one’s own resistance

The handling strategies the agile mind and the anxious child in us choose are often our instinctive first reaction. The resistance we develop against the inevitable shows differently depending on temperament. Mostly there are the avoiders and the enforcers. The former prevent a clear view of the inevitable. They run away, pass over or push along. Also depression, lethargy, feelings of pain, sorrow and sadness fall into this category. The enforcers however are more likely to choose the path of discontent, of dissent, pondering and arguing to attempt to break down or bend the inevitable. Both, the avoiders and the enforcers, experience a great inner turmoil.

Choose the path of peace

In the turmoil we can not see any peaceful solution and also do not accept the situation as it is. To come in peace with what is inevitable on our way, we must first allow really to come in touch with it. The realization that the situation as it shows itself exists after all, is indeed a fact. This acceptance often also helps to get into a first relaxation. With the question ‘How do I make it easier for me?’ you can then loosen the focus on the resistance and  expand consciousness (again) to make a more complete experience of life impressions and circumstances.

We give space not only the situation but whole life. We look so to speak through a larger frame or lower the frame completely. In most cases not everything in life is blocked but only a part of it. The sun is shining and perhaps still provides a pleasant sensation on the skin, the shopping queue this time may have been quite short and the food quite tasty. We often overlook the fact that the insignificant things very well “work” and that only a part of our life is – concerning to our perception – not flowing with the river.

Going with life

Once we get in touch with the inevitable situation, it helps to bow inwardly to it. We acknowledge the moment as it is and agree to experience it. This creates an unintentional space in which our consciousness and being can relax and solutions may appear without that we force it.

With this perception we can appreciate life (again), let go judgments and experience inevitability as an opportunity to grow. If we “let be” things and life in their own way, we follow the flow of life and recognize ourselves as part of a larger power. We go WITH life rather than against it and open ourselves to the wholeness of our life experience. Then, every experience is equivalent – valuable as a moment of our lives. This moment may seem to us beautiful or difficult. But it is always precious as an inseparable part of our lives.

We can accept life only as a whole, complete, with every single experience we make in it. The inevitable is life itself. And as the last and only inevitability remains to live our life completely – in alll its complexity and abundance.

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This article was written as a retrospective on the seminar “Living with the inevitable”, which was part of
the Berlin seminar series “awareness training”.

 

“It was wonderful. Thanks a lot! I feel that I recieved a real gift!”
(A., Berlin. Comment of a participant of the Seminar Living with the Inevitable)

Meditation and Awareness in daily life

 ▸ Assisi Retreat vacations SIMPLE PEACE
▸ Baltic Sea Retreat vacation VASTNESS OF BEING

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  1 comment for “Leben mit dem Unausweichlichen I Living with the inevitable

  1. Claudia K., Potsdam
    30. April 2014 at 20:21

    Vielen Dank für Deinen Artikel! Ich werde ihn gern an Interessierte in meinem Umfeld weiterreichen, denn ich erlebe immer wieder genau das, was Du so schön in Worte gefasst hast.
    Vielleicht bietest Du dieses Seminar noch einmal an. Ich finde es sehr wertvoll und würde selbst gern teilnehmen. Ich selbst habe genau das erlebt, was Du beschreibst, aber es ist eine Herausforderung für mich, dies an Betroffene weiterzugeben.

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