Impfen anders betrachtet

.

Impfen anders betrachtet –  Ein systemischer Forschungstag

Eins vorneweg: Die Ergebnisse des Tages konnten nur einen kleinen Einblick geben. Die Impfthematik ist komplex. Das Beschriebene ist nicht als medizinischer, ärztlicher oder wissenschaftlicher Rat zu verstehen oder gar als einen Rat für oder gegen das Impfen. Für den Einen kann Impfen lebensrettend sein, genauso wie das Nicht-Impfen für den Anderen.

Zusätzlich ist zu sagen: wir haben keine Einzelanliegen oder Einzelschicksale von Geimpften, Impfgeschädigten oder Ungeimpften aufgestellt, da das den Rahmen der Veranstaltung gesprengt und die Fragestellung verändert hätte. Sollte sich jedoch Interesse an Einzelaufstellungen zur Impfthematik zeigen, biete ich gerne ein Seminar dazu an.

Mit einem offenen, unvoreingenommenen Geist gelesen, mag dieser Text für den Leser ein Impuls zum Nachdenken, Spüren und Selbsterforschen sein.

*

Die Fragestellung war, warum sich beim Thema Impfen zwei Lager bilden, die scheinbar unversöhnlich gegenüber stehen und deren Konflikt nicht lösbar scheint, ohne dass die eine oder andere Seite sich komplett missachtet fühlt. Der Austausch von Impfbefürwortern und Impfgegnern endet früher oder später in festgefahrenen Diskussionen und Fronten – und nicht in Lösungen oder zumindest Verständnis füreinander.

Wenn ich unter systemischen Gesichtspunkten auf einen Konflikt blicke, zeigt sich: der Konflikt bleibt erhalten, wenn etwas Wesentliches, zumeist Existentielles fehlt. Das, was fehlt, kann ein einzelner Mensch, ein ungesehner Sachverhalt/Aspekt, ein schicksalshafter Vorfall oder auch eine fehlende Information sein. Unter diesem Gesichtspunkt sind wir in die Aufstellungen gegangen und haben geforscht, was die Dynamiken beim Thema Impfen sind.

Was haben wir gesehen?

– Die verzweifelte Liebe, desjenigen, der geliebte Menschen durch Krankheit verliert.
– Die berührende Motivation der ursprünglichen Impfforscher: nämlich, eine Möglichkeit/Impfung zu finden, die Sterben und Verlust beendet.
– Die Ratlosigkeit und die Bedrängnis der Gesellschaft im Angesicht von Seuchen.
– Die Ambivalenz und Anonymität des Menschen in Bezug auf diese Gesellschaft, von welcher der einzelne Mensch Lösungen und Schutz erhofft und sich doch nicht dort geschützt und geführt fühlt.
– Die Angst der Eltern/Mutter, dass dem Kind etwas passiert (sei es durch Krankheit bzw. durch das Impfen).
– Das Schicksalhafte, Unerbittliche, Zerstörende von Krankheit und Seuche.

Aber auch:
– Das Einverständnis des Menschen bzw. der menschlichen Seele mit Krankheit.
– Die Krankheit als Entwicklungsmotor für Mensch und Seele.
– Gesundheit und Krankheit gehören zusammen und sind wie zwei Seiten einer Medaille.

Und in allen Aufstellungen wie ein roter Faden durchziehend:
– Die Angst und die Herausforderung des einzelnen Menschen im Anblick des Todes.

Es war zutiefst berührend, den Menschen im Angesicht des Todes wahrzunehmen.
Seuche und (unkontrollierbarer) Tod bleiben die großen Schrecken der Menschheit. Die Auseinandersetzung mit dem Tod (dem Eigenen, dem unserer Liebsten und den von allen) und welche innere Haltung wir selbst zum Tod finden beeinflusst die Impfentscheidung wesentlich. Und zwar in beide Extreme: Die Angst vor dem Tod ist so groß, dass der mögliche Tod sowohl verdrängt wird, als auch ein Allheilmittel dafür gesucht wird. „Die Not bzw. Bedrohung soll weg und die Kontrolle soll behalten werden“ – diese Motivation gilt für beide Seiten: für diejenigen, die Impfen und für diejenigen, die es nicht tun.

Die Gesellschaft oder Gruppe soll dabei Schutz und Richtung geben für den Kampf gegen den Tod. Die Gesellschaft, wie sie heute gelebt wird, kann und weiß jedoch nicht mehr als der Einzelne im Angesicht des Todes! Es zeigte sich, dass, so wie wir heutzutage „Gesellschaft“ leben, diese uns eher im Verleugnen des Todes als im Integrieren und Zustimmen dieser Lebenstatsache unterstützt.

Die Gesellschaft als Konstrukt, um dem Tod zu entfliehen – das ist sicher mit ein „Ur-Motor“ für Gruppenbildung in der Menschheitsgeschichte. Und doch scheitert das Konstrukt immer. Gesellschaft bzw. Gruppenbildung ist nicht per se ein Mittel gegen den Tod. Es braucht eine innere Ausrichtung und Grundhaltung, um sich nicht in anonymen, „blinden“ Gesellschaftskonstrukten zu verlieren: Die Gesellschaft muss sich wieder als Gemeinschaft, die für und miteinander lebt, erkennen. In einer Gemeinschaft sind nicht nur alle gleich wert und gleich autark, sie sind aufeinander bezogen und gebunden durch die gemeinsame, bewusste Erfahrung von Leben und Tod.

Wir brauchen wieder einen Platz für den Tod – in uns selbst und in der gelebten Gemeinschaft. Wir brauchen als Einzelne wieder Kontakt zu uns selbst, zu einer Liebe, die nicht will sondern fühlt, und zur eigenen Sterblichkeit, die wir nicht fliehen, sondern umarmen.

Was das Impfen als Akt selbst angeht, war deutlich erfahrbar: Impfen hat Wirkung. Es löst jedoch nicht unser „Problem“ mit dem Tod.
In Bezug auf die Impfentscheidung von Eltern für Kinder war darüber hinaus zu sehen: Es ist letztendlich die Mutter, die entscheiden muss, ob das Kind geimpft wird. Die Mutter ist zutiefst mit dem Leben verbunden, mit dem eigenem, mit dem des Kindes und dem Leben an sich. Wenn die Mutter das Wissen um den Tod als Teil des Lebens mit einschließt, wird sie ruhig und klar bei ihrer Wahl für das Kind. Dabei gibt es nicht die „gute“ oder „schlechte“ Wahl, sondern nur diejenige dieser Mutter für dieses Kind.

So wie die Mutter unser Tor zum Eintritt in das Leben ist, ist der Tod unser aller Tor aus dem Leben hinaus. Wodurch und wann wir das Tor durchschreiten, bleibt letztendlich unkontrollierbar von uns. Was wir ändern können, ist: Bewusst Sein mit der unkontrollierbaren Macht des Todes und Bewusst Leben in Kontakt mit dem Tod. Wie sehen wir den Tod? Und mit welcher inneren Haltung wollen wir uns auf dieses Tor zubewegen?

Das Leben von Liebe und Gemeinschaft, das Würdigen derjenigen, die gestorben sind oder geliebte Mitmenschen verloren haben und das Anerkennen und Auseinandersetzen mit dem Tod, das sind die Grundpfeiler, um sich achtsam der  Impfentscheidung zu nähern.

.

▸ Nächste Resonanzaufstellungsgruppe zum Thema Corona-Impfungen am 19.06.2021 in Karlsruhe.

Samstag, 19.06.21
9-15 Uhr
Karlsruhe, Rotes Haus
80€ (erm. 65€)
Keine Vorkenntnisse notwendig.
Anmelden…

top

Leave a Reply

%d bloggers like this: